Brandschutz von Decken im Bestand
Probleme bei historischen Decken
Stets findet Überraschung statt, da, wo man's nicht erwartet hat.
Das obige Zitat von Wilhelm Busch trifft oft auf das Bauen im Bestand zu. Historische Decken sind keine Ausnahme. Sie verfehlen häufig die gültigen technischen Regeln zum Brandschutz. Dies alarmiert zu Recht die Bauherren und die Behörden, weil der Brandschutz für die Sicherheit der Nutzer des Gebäudes bürgt. In Deutschland tritt dieses Problem immer häufiger auf. Das liegt daran, dass das Bauen im Bestand wichtiger wird angesichts schwindender Rohstoffe. Zudem sind ältere Bauten mit Holzbalkendecken oder historischen Massivdecken häufig denkmalgeschützt.
Was müssen Decken im Brandfall leisten?
Geschossdecken müssen auch im Brandfall die Lasten sicher abtragen können. Zudem müssen sie verhindern, dass sich der Brand ausbreitet. Im baulichen Brandschutz wird als maßgebender Brand oftmals die Einheits-Temperaturzeitkurve angesetzt. Die (rechnerische) Branddauer hängt von der Art und Bedeutung des Gebäudes ab (der sog. Gebäudeklasse). Mit höherer Gebäudeklasse steigen die Anforderungen an die brandschutztechnische Ausführung der Decke:
- Gebäudeklassen 2 und 3: feuerhemmende Decke (Feuerwiderstandsklasse R30/F30);
- Gebäudeklasse 4: hochfeuerhemmende Decke (Feuerwiderstandsklasse R60/F60);
- Gebäudeklasse 5: feuerbeständige Decke (Feuerwiderstandsklasse R90/F90).
Warum sind Decken im Neubau meistens unproblematisch?
Geschossdecken im Neubau erfüllen diese Anforderungen zumeist mühelos. Aus statischen und akustischen Gründen weisen die Decken eine ausreichende Dicke auf, um den geforderten Feuerwiderstand zu erfüllen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei einer fehlerhaften Ausführung (z.B. zu geringe Betonüberdeckung) kann es auch bei neuen Decken Probleme mit dem Brandschutz geben.
Überblick über historische Decken
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Holzbalkendecken gängig. Danach verdrängten die tragfähigeren Massivdecken die Holzbalkendecken, vor allem in öffentlichen Gebäuden. Wichtige Gründe dafür waren der Brand- und Schallschutz. In dieser Zeit entwickelten Ingenieure eine Vielzahl von Deckensystemen, u.a.:
- Spanndrahtdecken;
- Kappendecken ("preußische Kappe" und "böhmische Kappe");
- Eisenbetondecken und Eisenbetonrippendecken;
- Stahlbetonrippendecke;
- Kleinesche Decke;
- Koenensche Decke;
- Pohlmann-Rahmenzellendecke.
Wie ich Ihnen helfen kann.
Mit Hilfe einer sog. Heißbemessung kann ich die Feuerwiderstandsdauer einer historischen Decke berechnen. In der Berechnung berücksichtige ich den Typ der Decke, die statische Lagerung und die Einwirkungen im Brandfall. Falls Bekleidungen vorhanden sind, können diese im Nachweis angesetzt werden (z.B. abgehängte Decken).
Im Idealfall gelingt der Nachweis, dass die Decke auch im Brandfall ausreichend tragfähig ist, obwohl sie von den normativen Vorgaben abweicht. Dazu berücksichtige ich je nach Bauvorhaben ggf. sog. Naturbrände, die zumeist günstiger sind als die Einheits-Temperaturzeitkurve. Zusammen mit Kompensationsmaßnahmen (z.B. Rauchmeldeanlage) ist es teilweise möglich, die Genehmigungen auch mit einer etwas geringeren als der geforderten Feuerwiderstandsdauer zu erhalten. Auch wenn eine Sanierung notwendig ist, kann sich Heißbemessung lohnen. Ich kann z.B. die erforderliche Putzschichtdicke minimieren, um die Feuerwiderstandsdauer einzuhalten und die Anforderungen des Denkmalschutzes zu erfüllen.
Und nun?
Wie Sie sehen, ist eine Heißbemessung ein aufwändiger Prozess. Da ich vorwiegend in diesem Bereich tätig bin, kann ich Sie hier gern tatkräftig unterstützen. Ich freue mich, wenn Sie mich anrufen, um Ihr Problem einzuordnen und gemeinsam darüber nachzudenken, ob eine Heißbemessung lohnenswert ist. Diese Beratung ist für Sie natürlich völlig unverbindlich.